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GML 2010 » Programm » Qualitatives Evaluationsverfahren für interkulturelle E-Learning-Szenarien am Beispiel des Online-M.Sc. „Visual Computing“



Qualitatives Evaluationsverfahren für interkulturelle E-Learning-Szenarien am Beispiel des Online-M.Sc. „Visual Computing“

Referent

Mario Donick, Universität Rostock

 

I. HINTERGRUND UND ZIEL 

Ab dem Wintersemester 2010 exportiert die Universität Rostock (Fakultät für Informatik und Elektrotechnik) ihren M.Sc.-Studiengang „Visual Computing“ für B.Sc.-Absolventen der Yerevan State University (YSU), Armenien. Neben organisatorischen und technischen Herausforderungen erzeugt das vom DAAD unterstützte Projekt gerade in der Pilotphase eine Reihe interkultureller und damit verbundener didaktisch-methodischer Fragestellungen hinsichtlich der interdependenten Ebenen Fachkultur, Lernkultur und Medienkultur. Hinsichtlich der Evaluation dieser Ebenen gibt es jedoch eine Forschungslücke, weshalb hier ein neuartiges Evaluationsverfahren entwickelt wird.

II. ONLINE-M.SC. „VISUAL COMPUTING“ 

Exportiert wird der komplette Studiengang „Visual Computing“ der Universität Rostock. Vorlesungen werden mit dem Werkzeug Lecturnity gestreamt, regelmäßige Videokonferenzen dienen der fachlichen Vertiefung und die Lernplattform Stud.IP schafft allgemeine Kommunikations- und Kooperationsmöglichkeiten. Dieses orts- und zeitunabhängige Angebot wird von der YSU ergänzt durch Präsenzkurse in Armenien. Sommerschulen und Blockseminare in beiden Ländern mit Teilnehmern beider Hochschulen dienen der Bearbeitung aktueller Forschungsfragen. Interkulturell kritische Situationen treten v.a. bei der Nutzung der Lernplattform, bei der Teilnahme an Videokonferenzen und bei der Sommerschule bzw. den Blockseminaren auf. Interkulturell bedingte Schwierigkeiten wären hier besonders problematisch, weshalb im Projekt entspre-chende Evaluationen vorgesehen sind. 

III. EVALUATION INTERKULTURELLEN E-LEARNINGS

A. Forschungsstand

Es gibt keine dezidiert auf interkulturelle Aspekte internationaler E-Learning-Angebote ausgerichteten Evaluationsverfahren.  Pädagogische Verfahren zur allgemeinen Evaluation von Bildungsprojekten bieten jedoch die Möglichkeit, interkulturelle Kommunikation als Teilkomponente zu behandeln, etwa auf der Prozess-Ebene im Modell von Schütt (2004; vgl. Franke/Kliebisch 2000, Spiegel 2000). Eine solche Einbettung bietet sich insbesondere an, wenn man keinem an scheinbar ‚objektiven‘ Normen und Werten orientierten ‚Kultur‘-Begriff anhängt, wie er in den bei Trainings recht beliebten Kulturdimensionen (Hofstede 2001 u.a.) oder Kulturstandards (Thomas 2003) deutlich wird, sondern Baeckers Ansatz aufgreift, Kultur als einen Prozess der Beobachtung von Werten und ihrer Reflexion an den jeweiligen Gegenwerten zu verstehen (Baecker 2003, 9). Dies kommt einer konstruktivistischen Didaktik entgegen (vgl. Donick u.a. 2009). Kulturelle Kontexte sind dann nicht in erster Linie eigener Definitionsraum, sondern – systemtheoretisch – Differenzraum, in dem das Gemein-same entsteht (vgl. Luhmann 2002). Das heißt, Kultur ist ein kommunikativer und konstruktiver Prozess. Zur Evaluation interkulturell geprägter Bildungsangebote reicht es daher nicht, von der eigentlichen interkulturellen Situation entkoppelte Befragungen durchzuführen. Ständige Beobachtung und Reflexion der Prozesse selbst sind nötig. Die differenzorientierte Kommunikations-analyse (Sucharowski 2009a, 2009b) bietet dafür intersubjektiv nachvollziehbare Möglichkeiten.

B. Methodik

  1. Zunächst werden mündliche und schriftliche Äußerungen der Studierenden und Lehrenden (z.B. aus Videokonferenz und Lernplattform) mittels gesprächs- bzw. textanalytischer Verfahren segmentiert und in eine mehrdimensionale Vergleichsmatrix überführt, die auch unter Nutzung von Excel erstellt werden kann.
  2. Die einzelnen Segmente (Teilkommunikate der Kommunikationspartner) der Matrix werden anschließend zueinander in Beziehung gesetzt. Die Kohärenz (semantisch, grammatisch) dieser Beziehung wird auf einer Skala von -2 (sehr gering) bis +2 (sehr hoch) bewertet.
  3. Durch die numerische Bewertung in Schritt 2 ist es möglich, thematische Bereiche besonders geringer Kohärenz auszumachen und diese den Ebenen Fachkultur, Lernkultur und Medienkultur zuzuordnen. Bereiche geringer Kohärenz markieren besonders große Differenzräume. Alltagssprachlich ausgedrückt: in diesen Bereichen liegen die meisten interkulturell bedingten Kommunikationsstörungen vor. 

IV. FAZIT UND AUSBLICK 

Die in diesem Abstract skizzierte, auch in anderen Szenarien als dem beschriebenen Beispiel einsetzbare Evaluationsform hat drei wesentliche Vorteile, die durch rein quantitative Verfahren nicht gegeben wären. Erstens wird der Prozesshaftigkeit von Kultur Rechnung getragen. Zweitens wird vermieden, dass die Evaluation durch ‚sozial erwünschte‘ Daten (etwa in Fragebögen) verzerrt wird. Drittens ist das Verfahren trotzdem zeitökonomisch, da der meiste Arbeitsaufwand darin besteht, die Kommunikationssegmente in die Matrix zu überführen.

V. LITERATUR 

  • Baecker, Dirk (2003): Wozu Kultur? Berlin: Kadmos.
  • Donick, Mario / Daher, Robil / Tavangarian, Djamshid (2009): Process- and Group-oriented Learning Model for Enhancing Intercultural Competence. Proc. IMCL International Conference on Mobile and Computer aided Learning 2009, 123–130.
  • Eagleton, Terry (2001): Was ist Kultur? München: C.H. Beck.
  • Fantini, Alvino E. (2006): Assessment Tools of Intercultural Communicative Competence. [URL: www.sit.edu/SITOccasionalPapers/feil_appendix_f.pdf, 17.01.2010]
  • Franke, Uwe / Kliebisch, Udo W. (Hrsg.) (2000): Thema: Schulprogramm. Gute Schule zwischen Qualitätssicherung und Evaluation. Hohengehren.
  • Hofstede, Geert (2001): Culture's Consequences, Comparing Values, Behaviors, Institutions, and Organizations Across Nations. Thousand Oaks CA: Sage Publications.
  • Luhmann, Niklas (2002): Einführung in die Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.
  • Thomas, Alexander (2003): Kultur und Kulturstandards. In: Thomas, Alexander/Kinast, Eva-Ulrike/Schroll-Machl, Sylvia (Hrsg.): Handbuch Interkulturelle Kommunikation und Kooperation. Band 1: Grundlagen und Praxisfelder. Göttingen, 19-31.
  • Spiegel, Hiltrud von (Hrsg.) (2000): Jugendarbeit mit Erfolg. Arbeitshilfen und Erfahrungsberichte zur Qualitätsentwicklung und Selbstevaluation. Münster.
  • Sucharowski, W. (2009a): Metaphern und die Unternehmenskommunikation. In: Junge, Matthias (Hrsg.): Metaphern in Wissenskulturen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozi-alwissenschaften, S. 81–101.
  • Sucharowski, Wolfgang (2009b): Kontext als Hintergrundstrahlung. In: Schulze, Gisela C.; Ricking, Heinrich (Hrsg.): Pädagogik bei Förderbedarf der sozialen und emotionalen Entwicklung. Prävention, Interdisziplinarität, Professionalisierung. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.

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News

Evaluation

Ergebnisse der Online-Umfrage stehen zur Verfügung!
27.05.2010

Präsentationen

Folien der Referent/innen sind online!
22.03.2010

Bildergalerie

Fotos von der Tagung sind online!
17.03.2010

Veranstaltet vom Stiftungsverbund-Kolleg "Informationsgesellschaft" der Alcatel-Lucent Stiftung für Kommunikationsforschung

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Stand: 09.02.2010

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